Samstag, 23. November 2019 von Klaus Hart
Politikziele, Politikresultate:
„Die Thüringer Allgemeine hat Jahrzehnte Aufbau West betrieben. Aus Erfurt wurden hohe Millionenbeträge nach Essen überwiesen. Statt das Geld in die Zeitungen zu investieren, wurde es verfrühstückt.“ taz
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FAZ 2020: „Vor drei Jahren hatte Funke die Redaktionen der Thüringer Titel zusammengelegt, 150 Mitarbeiter entlassen und die überregionale Berichterstattung in die Berlin-Zentrale verlagert. An diese müssten die Thüringer Zeitungen jährlich zwei Millionen Euro zahlen für Berichte, welche die regionale Ausgangslage oft völlig außer Acht ließen.“
“Muss man sich vor Ihnen fürchten, Herr Höcke? Der umstrittenste Politiker Deutschlands im grossen Gespräch.” Schweizer Weltwoche, November 2019. Was in deutschen Staatsmedien nicht mehr möglich ist…
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TA-Konsumenten bemerken, daß es den Zeitungschefs offenbar nicht reiche, nur einmal klarzustellen, daß die AfD schlecht sei. Dies habe möglichst täglich zu geschehen. Motto wie bei Parteienpropaganda: Doppelt, dreifach hält besser!
Branchendienst meedia in 2019-Bilanz: Der Marktführer Sachsen-Anhalts, die “Mitteldeutsche Zeitung”, liegt 6,0% unter dem Vorjahr, der Marktführer Thüringens, die Mediengruppe Thüringen, 5,1%. (Manche meinen, es liege an der politischen Linie des Blattes sowie an der mangelhaften Lokalberichterstattung, Motto: Am Leben vorbei. Schreibe das Blatt weiter die AfD schlecht, gehe der Auflagenabsturz munter weiter) Thüringen hat 2,1 Millionen Einwohner… Im 1. Quartal 2019 lag die verkaufte Auflage der Funke-Blätter in Thüringen laut Statista bei 224350 Exemplaren. Im 3. Quartal 2019 waren es nur noch 215223 Exemplare.https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Thueringen-Aus-fuer-gedruckte-Zeitungen,thueringen114.html: …Wer in Thüringen eine Zeitung lesen will, der hat – zumindest nördlich des Thüringer Waldes – die Wahl zwischen drei Zeitungen: „Thüringer Allgemeine“, „Thüringische Landeszeitung“ und „Ostthüringer Zeitung“. Alle drei gehören zum selben Verlag: der Funke Medien Gruppe aus Essen. Alle drei arbeiten im Wesentlichen mit denselben Redakteuren und drucken an vielen Stellen dieselben Texte und Bilder…Thüringer Bürgerrechtler kämpften für diese Presselandschaft, heißt es.
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FAZ Februar 2019, Unternehmenssprecher Korenke mit kurioser Angabe zu inzwischen arg veralteter Einschätzung zur weiter abstürzenden Auflage:…Das Problem in Thüringen sei nicht die Auflage, die mit 240000 Exemplaren relativ stabil ist. Vielmehr sei die Zustellung im ländlichen Raum und seit Einführung des Mindestlohns „wahnsinnig teuer“, zudem finde der Verlag gerade in Thüringen kaum Zusteller, seit diese in die Logistikzentren um Erfurt strömten. Allein aus ökonomischen Gründen werde man nicht von heute auf morgen auf digital umstellen, so Korenke. Mehr als neunzig Prozent der Auflage in Thüringen würden auf Papier verkauft. „Mit Print sofort aufzuhören wäre suizidal.“
Sergej Lochthofen traut der Beteuerung nicht. Funke gebe sich bis 2022 Zeit, das „Zukunftsprogramm“ umzusetzen. „Und spätestens dann wird ein Teil der Leute keine gedruckte Zeitung mehr haben“, sagt der langjährige Chefredakteur der „Thüringer Allgemeine“, der 2009 ging, weil er das Sparprogramm nicht umsetzen wollte, mit dem der Konzern den Gewinn von fünfzehn auf zwanzig Prozent habe steigern wollen. So hohe Renditen gebe es heute nicht mehr, doch sehe er in den Plänen einen „Rückzug der Zeitung auf Raten“, verursacht von Leuten in einer weit entfernten Konzernzentrale, die nichts vom Zeitungsgeschäft verstünden. „Natürlich ist Zeitungsvertrieb teuer“, so Lochthofen. „Aber in Essen haben sie keine Vorstellung davon, wie die Orte in Thüringen heißen, wer die Leser überhaupt sind und was die hier so machen. Thüringen ist offensichtlich unwichtig.“ Das zeige sich auch daran, dass die Leser der Thüringer Titel zunächst nichts über die Pläne in ihren Zeitungen erfuhren. Viele Leser hätten sich von allein von Zeitungen abgewendet, mit spürbaren Folgen für die gesellschaftliche Teilhabe wie die Kenntnis dessen, was im Land passiert.
Lochthofen kritisiert, dass Funke in Thüringen seit langem kaum investiert habe. Die Zeitungen seien zwei Jahrzehnte lang als Cash-Cows genutzt worden, die ihren Eigentümern im Westen satte Gewinne beschert und manch defizitären Titel dort gestützt hätten. In Thüringen sei auf Verschleiß gefahren und gespart worden. „Besonders in den letzten Jahren war es ein solcher Niedergang, dass ich inzwischen alles für möglich halte.“
Vor drei Jahren hatte Funke die Redaktionen der Thüringer Titel zusammengelegt, 150 Mitarbeiter entlassen und die überregionale Berichterstattung in die Berlin-Zentrale verlagert. An diese müssten die Thüringer Zeitungen jährlich zwei Millionen Euro zahlen für Berichte, welche die regionale Ausgangslage oft völlig außer Acht ließen. FAZ.
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taz 2019:…Die Funke Mediengruppe erwirtschaftete zuletzt rund 44 Prozent ihres Umsatzes mit Tageszeitungen. Aber der Verlag spart massiv. In Nordrhein-Westfalen hat Funke schon vor Jahren begonnen, Zeitungen zu verkleinern, zusammenzulegen und gar ganze Redaktionen zu entlassen. 2016 war Thüringen an der Reihe. Rund ein Drittel der Belegschaft musste gehen, Fotografen wurden zu schreibenden Redakteuren umfunktioniert.
Um die 30 Sekretärsstellen wurden gestrichen, diese Arbeit erledigen jetzt einige wenige von der Erfurter Zentrale aus für das ganze Bundesland. TA, TLZ und OTZ wurden weitgehend zusammengelegt, die überregionalen Inhalte kommen seitdem aus der Zentralredaktion in Berlin, die Lokalredaktionen vor Ort produzieren ihre Inhalte zum Teil für die anderen Zeitungen mit. Das führt dazu, dass beispielsweise in der Erfurter Ausgabe der TA genau dieselben Texte und Bilder stehen wie in der TLZ. Nur ist das Logo der einen Zeitung grün und das der anderen blau.Mehr Sparen geht nicht, sagen Redakteure. Auch Anja Siegesmund, die Umweltministerin, hat bemerkt, wie ausgedünnt die Zeitungen sind – nicht nur an den fertigen Ausgaben, sondern auch an der Präsenz von Journalisten im Alltag. Früher, sagt sie, seien zu ihren Pressekonferenzen drei Funke-Reporter erschienen. „Heute kommt, wenn überhaupt, einer für drei Zeitungen – manchmal auch keiner.“ Siegesmund sorgt sich um die Demokratie in Thüringen. „Die vielfältige Presselandschaft ist mit der friedlichen Revolution hart erkämpft worden und Grundlage dafür, dass Menschen politische Entscheidungen treffen können.“ Das sei im Jubiläumsjahr des Mauerfalls und kurz vor einer Landtagswahl wichtiger denn je…Sergej Lochthofen bezweifelt, dass sich das Geschäft in Thüringen nicht lohnt. Zwanzig Jahre war er Chefredakteur der Thüringer Allgemeine. 2009 verließ er das Blatt, weil er, wie er sagt, das Sparen nicht mehr mittragen wollte. „Die Thüringer Allgemeine hat Jahrzehnte Aufbau West betrieben. Aus Erfurt wurden hohe Millionenbeträge nach Essen überwiesen. Statt das Geld in die Zeitungen zu investieren, wurde es verfrühstückt.“Als er die Redaktion verlassen habe, seien mehrere Funke-Zeitungen im Westen in die roten Zahlen gerutscht, während die Thüringer Allgemeine noch „fette schwarze Zahlen“ schrieb. 15 Prozent Rendite und mehr galten damals für die WAZ-Gruppe – heute Funke – als normal, sagt Lochthofen. „Sicher sind solche Renditen in den Verlagen heute nicht mehr üblich. Aber ich denke, da wird noch immer gut verdient. Sonst wären die Zeitungen längst dicht. Mit Mitgefühl braucht da niemand zu rechnen…Umweltministerin Anja Siegesmund: „Aber es kann eigentlich nicht sein, dass wir eine Mediengruppe subventionieren, die noch 2013 für eine knappe Milliarde vom Springer Verlag ein dickes Paket Zeitungen und Zeitschriften gekauft hat. Wenn Funke jetzt Subventionen fordert, heißt das für mich, dass das Geschäftsmodell des Verlags nicht trägt.“…
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Die fehlende Positionierung der Thüringer Bürgerrechtler zum Medien-Elend des Bundeslandes…
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