…Sachsen und Brandenburg wählen Anfang September, Thüringen Ende Oktober. Die Ergebnisse dürften die deutsche Politik erschüttern: In zwei der drei Länder könnte die AfD stärkste Partei werden…Zusammen haben diese Länder nicht einmal neun Millionen Einwohner, deutlich weniger als Bayern, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen. Dennoch ist die Aufmerksamkeit, die den Urnengängen zuteil wird, gross. Das liegt zum einen an der AfD, die in zwei der drei Länder Chancen hat, stärkste Kraft zu werden. In keinem westdeutschen Bundesland schneidet die Partei annähernd so stark ab. Zum anderen dürften die Sozialdemokraten wieder einmal bittere Niederlagen erleben, nach denen sich die Frage nach der Zukunft der in Berlin regierenden grossen Koalition mit neuer Dringlichkeit stellen könnte. Sollten die Umfragen recht behalten, könnte die Regierungsbildung in allen drei Ländern kompliziert werden. Mit der AfD mag keine andere Partei zusammenarbeiten; die Christlichdemokraten haben bisher auch nie mit der Linkspartei koaliert. Ob beide Tabus in Zukunft fallen werden, könnte bald die grosse Streitfrage innerhalb der CDU werden. Der brandenburgische CDU-Chef Ingo Senftleben erklärte bereits im Frühjahr 2018, er schliesse Gespräche mit der AfD und der Linkspartei nicht aus…Seit Sachsen nach der Wende als Bundesland wiedererstand, regieren dort die Christlichdemokraten. Die Zeiten, in denen sie absolute Mehrheiten gewannen, sind allerdings schon seit 2004 vorbei. Nun könnten sie sogar ihren Status als stärkste Partei verlieren: In Umfragen erreichen CDU und AfD beide ungefähr 25 Prozent. Für die Christlichdemokraten wäre dies gegenüber 2014 ein Verlust von 13, für die AfD ein Zugewinn von 16 Prozentpunkten…Für Michael Kretschmer, der seit etwas mehr als anderthalb Jahren Ministerpräsident ist, geht es um viel: Neben seinem Amt als Regierungschef könnte der Christlichdemokrat auch seinen Wahlkreis verlieren. Sein Herausforderer dort ist der AfD-Politiker Sebastian Wippel, der im Juni bei der Oberbürgermeisterwahl in Görlitz fast 45 Prozent erreichte. Damals verbündeten sich die anderen Parteien gegen Wippel, weshalb dieser trotz seinem beachtlichen Ergebnis unterlag. Ob ein solches Bündnis nun auch wieder zustande kommt, ist fraglich. NZZ
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