Hartmut Mechtel
Der Einheits-Krimi
RIAS I, 1991
Ein Buch, das sich gut verkauft, ist Literaturexperten von vornherein verdächtig. Insofern ist der DDR-Kriminalroman derzeit absolut unverdächtig. Der Markt ist dicht für Bücher aus den neuen Bundesländern, für Krimis allemal. Was waren das für goldene Zeiten, mag sich mancher Autor nicht zu Unrecht fragen, als es noch möglich war, von der eigenen Arbeit am Wort zu leben, als wäre Schriftsteller ein seriöser Beruf wie Briefträger. Mangels Devisen hielt sich die ausländische Konkurrenz in überschaubaren Grenzen, und es entwickelte sich ein geschütztes Biotop von DDR-spezifischer Kriminalliteratur, das derzeit vom sauren Regen des freien Marktes verätzt wird.
Der Ost-Leser hat das – nicht grundlose – Gefühl, ihm sei über Jahrzehnte etwas vorenthalten worden. Ohne Vorbildung geht er auf dem gigantisch aufgeblähten Markt unter – und die einst vertrauten Autoren erst recht. Der westdeutsche Leser mußte sich schon immer durch übervolle Buchregale hindurchfitzen, ihm ist es gleichgültig, ob zu den Millionen noch ein paar dutzend Namen hinzukommen. Nachzuholen gibt es nichts. Herr Reich-Ranicki versichert schon seit Jahren, daß Christa Wolf eine Kitschliesel ist, feige noch dazu, wie vor einem Jahr das deutsche Feuilleton herausfand; und sie war die Berühmteste aus dem nahen Osten. Wozu sollte es also dienen, die weniger Berühmten, gar etwelche Krimi-Schmieranten zu lesen? Um etwas über das Land zu erfahren? Wozu? Die Ossis haben verloren, die Wessis päppeln sie hoch und wissen, wie die hier drüben bei uns künftig zu leben haben.
Brigitte Kehrberg: Der Kriminalroman der DDR.https://www.verlagdrkovac.de/978-3-86064-675-5.htm
Ostdeutschland fremdbeherrscht: http://www.zeitzeugen-oldisleben.de/2019/03/28/thueringen-ganz-ostdeutschland-fremdbeherrscht-kulturell-kolonisiert-seit-der-feindlichen-uebernahme-von-1990-der-auffaellig-hohe-anteil-von-westdeutschen-in-der-funktionselite-von-ostdeutschland/
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