Heygendorf. Mit Traktoren und Transparenten protestierten Mittwochabend mehrere Dutzend Windparkgegner aus Heygendorf, Kalbsrieth, Schönewerda und Bottendorf in Heygendorf gegen einen Windpark vor ihrer Haustür. Landwirte hatten Traktoren vor dem Gasthaus „Brauner Hirsch“ aufgereiht, in dem am Abend eine als „geschlossene Veranstaltung“ deklarierte Zusammenkunft stattfinden sollte, zu der nach Angaben von Demonstrationsteilnehmern die Envia-Tochter Envia Therm Landbesitzer eingeladen hatte. Auf den Transparenten standen klare Botschaften: „Windparks zerstören Lebensraum“, „Hier kein Windpark – rettet die Natur“ und „Heygendorf hat Gestank – Windräder machen krank“.
„Das ist eine stille Demonstration. Wir wollen die Landbesitzer an ihre hohe Verantwortung für diese wunderschöne Landschaft und den fruchtbaren Boden erinnern“, sagt ein Demons-trant. Das Windvorranggebiet, auf dem 200 Meter hohe Windräder errichtet werden sollen, soll auf ehemaligem Bodenreformland ausgewiesen werden, das um die hundert Eigentümer hat. Aufgerufen zu der Aktion hatte die „Interessengemeinschaft Gegenwind“, in der sich die Gegner des Windparks zusammengeschlossen haben. Da wolle sich niemand besonders hervortun, so die Begründung, warum keiner seinen Namen in der Zeitung lesen will. Die Interessengemeinschaft will die Ausweisung des Windvorranggebietes verhindern. Derzeit seien Lobbyisten der Windradbetreiber in den Orten unterwegs, um den Landbesitzern das Land abzuschwatzen, berichten die Demonstrationsteilnehmer.Unter ihnen ist am Mittwoch auch Holger Tuch, der am Rand von Heygendorf eine Öko-Landwirtschaft betreibt. Dass das Vorranggebiet „zwischen die Dörfer gequetscht“ werden soll und gegen die gesetzliche Mindestabstandsregelung verstößt, stößt ihm am meisten auf. Dadurch leiden Gesundheit und Lebensqualität, sagt er. Zudem seien so viele Fördermittel in die Hohe Schrecke und den Fundort der Himmelsscheibe von Nebra geflossen, kann er die Standortwahl auch aus diesem Grund nicht verstehen. „Das wird uns noch schlaflose Nächte bereiten“, prophezeit er.
Dass im Herbst Tausende Kraniche das Gebiet überfliegen und zur Futtersuche in die Unstrutaue pendeln, sei ebenfalls nicht berücksichtigt worden, wird kritisiert. „Wir haben Photovoltaikanlagen in Roßleben und Artern. Wir haben die Biogasanlage bei Heygendorf. Wir müssen jetzt nicht auch noch Windräder haben“, stellt ein anderer Demonstrationsteilnehmer klar, dass sich der Protest nicht gegen erneuerbare Energien richte, die in der Region bereits reichlich erzeugt werden.