Auf Website-Anfrage übermittelte die Leitung des Archivs der Gedenkstätte Auschwitz im Oktober 2018 diese drei erhalten gebliebenen SS-Fotos.http://www.zeitzeugen-oldisleben.de/2018/10/09/hulda-wiesel-auschwitzhaeftling-aus-oldislebenthueringen-in-ihrem-heimatort-existiert-aus-inzwischen-nachvollziehbaren-gruenden-keinerlei-gedenken-an-die-verfolgte-des-naziregimes-ueberlebende/
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Zu den Gründen der Verhaftung von Hulda Wiesel war in Oldisleben zu vernehmen: „Vielleicht hatte sie ja die Fahne nicht rausgehängt“. (Heimtückegesetz)
Ausriß.(Gunnar Richter: Das Arbeitserziehungslager Breitenau) Ob die Schulen in und um Oldisleben in normalem, erforderlichem Umfange oder sogar sehr ausführlich auf die Biographie von Hulda Wiesel eingehen, ist nicht bekannt – und auch per Internetsuche nicht ersichtlich.https://kobra.bibliothek.uni-kassel.de/bitstream/urn:nbn:de:hebis:34-2011120539885/1/RichterArbeitserziehungslagerBreitenau.pdf
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Dr. Gunnar Richter, Leiter der Gedenkstätte Breitenau, teilt auf Anfrage mit:
Hulda Wiesel: Sie war vom 20.11.41 bis zum 5.1.42 und vom 9.1.42 bis zum 9.2.42 in Breitenau inhaftiert. Sie wurde über die Gestapo Weimar eingewiesen. (Signatur: 7436)
Hulda Wiesel wurde am 27. April 1891 in Oldisleben geboren. Sie hatte nach dem Eintrag in ihrer Gefangenenakte sieben Brüder, deren Namen aber nicht aufgeführt sind. Von Beruf war sie Hausangestellte (Hauswirtschafterin).
Ähnlich, wie bei Erna K., geht auch bei ihr aus einem Schreiben der Gestapo Weimar hervor, dass sie vor der Einweisung in das Lager Breitenau bereits eine Haftstrafe verbüßt hatte. In dem Schreiben vom 18. November 1941 heißt es; Zitat:
„Die Wiesel hat bis zum 8.11.41 eine 2-jährige Gefängnisstrafe wegen illegaler Betätigung für die IBV und Vergehens gegen das Heimtückegesetz verbüßt. Sie ist heute noch Anhängerin der IBV. Ich habe gegen sie beim RSHA. Schutzhaft beantragt. Ich bitte, die W. vorübergehend in die dortige Anstalt als Schutzhaftgefangene aufzunehmen. Die Staatspolizeistelle Kassel hat von der Überführung der W. Kenntnis erhalten. In Vertretung: gez. Bluhm.“
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Aus einem Artikel der Frankenhäuser Zeitung vom 9. Januar 1940 geht Näheres über die Verhaftung von Hulda Wiesel, über „Hitlers willige Vollstrecker“ in Oldisleben hervor. Darin heißt es:
Am 20. November 1941 wurde Hulda Wiesel in das Arbeitserziehungslager Breitenau eingewiesen und von dort am 9. Februar 1942 in das KZ Ravensbrück deportiert (nachdem sie am 5. Januar 1942 bereits ein erstes Mal nach Ravensbrück deportiert worden war, aber bereits vier Tage später aufgrund einer Lagersperre zurückkam). Von Ravensbrück kam Hulda Wiesel am 26. März 1942 mit mehreren Zeuginnen Jehovas nach Auschwitz. Im Zuge der Evakuierung des Lagers Auschwitz, Anfang 1945, kam sie nach Bergen-Belsen, wo sie die Befreiung des Lagers überlebte. In Bergen-Belsen lebte sie noch im August 1945 im DP-Camp – dann verlieren sich ihre Spuren…“
Aus dem Heimatgeschichtlichen Wegweiser geht übrigens hervor, dass auch ein Mann aus Oldisleben, der den Zeugen Jehovas angehörte, verfolgt wurde. Es heißt darin auf Seite 172:
„Widerstand aus dem Glauben leistete Emil Dietrich aus Oldisleben, der zur Gemeinde der Zeugen Jehovas gehörte. Nach Angaben aus dem Geschichtsarchiv der Zeugen Jehovas wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und anschließend in ein Konzentrationslager überstellt. Er überlebte und wurde 1950/1951 in der DDR erneut verfolgt.“
Außerdem heißt es auf Seite 173:
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In diesem Kontext fällt auf, daß die veröffentlichte Ortschronik von Oldisleben viele große weiße Flecken aufweist. Angaben über das Schicksal von Hulda Wiesel, Hildegard Wilkendorf oder Emil Dietrich sucht man vergebens – sehr spärlich sind sogar die Informationen über Fritz Hankel. Man erfährt u.a. nicht einmal, wer Hulda Wiesel anzeigte, wer in Oldisleben wollte, daß sie in ein Konzentrationslager gebracht wird. Im Ort hieß es, der Chronik-Verfasser Alfred Odebrecht habe systematisch die Ortsgeschichte betreffende Dokumente an sich gebracht und niemandem Einblick gewährt. Daher stelle sich die Frage: Was sollte in wessen Interesse verschwiegen werden?
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Archivalnummer | 0153 |
Datierung | 1939 – 1941 |
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https://de.wikipedia.org/wiki/DP-Camp_Belsen
http://studylibde.com/doc/8650429/das-arbeitserziehungslager-breitenau–1940-1945-
Displaying 1–1 of 1 matches for SEARCH WITHIN COLLECTION: 20675; LAST NAME: WIESEL; ACCURACY: EXACT; FIRST NAME: HULDA; ACCURACY: EXACT
https://wc.rootsweb.ancestry.com/cgi-bin/igm.cgi?op=GET&db=charlett&id=I61
https://www.beliebte-vornamen.de/17902-hulda.htm
Ausriß. „Die Mörder sind unter uns“. Hitlers willige Vollstrecker sogar in kleinsten Dörfern – bis heute von interessierter Seite gedeckt.
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Gestapo in Thüringen:https://www.lzt-thueringen.de/files/uellenbd_gestapo-2.pdf
Oldisleben – Nazizeit und Zwangsarbeiter:
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Heimatforscher in höherem Alter weisen 2018 auf einen interessanten Aspekt: In bestimmten Thüringer Städten sei die Nazizeit überhaupt nicht aufgearbeitet, trauten sich Wissenschaftler nicht an das Thema. Dies liege daran, daß nach dem Anschluß von 1990 wieder bestimmte traditionelle Familien politisch-wirtschaftlich das Sagen hätten, die auch zur Nazizeit tonangebend gewesen seien. Diese Familien wollten auf keinen Fall, daß ihre Rolle im Nazi-Kapitalismus bekannt, näher beleuchtet werde.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Der_St%C3%BCrmer
https://www.lzt-thueringen.de/files/risierung_bd_1.pdf
https://www.lzt-thueringen.de/files/chicksale.pdf
„Hitler’s Willing Executioners – Ordinary Germans and the Holocaust“. Goldhagen
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Ausriß.
“Damit hat sich nicht nur der österreichische Superintendent Mensing-Braun für Eichmann eingesetzt, sondern auch ein offizieller Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland”.
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Heimatforscher in höherem Alter weisen 2018 zudem auf einen interessanten Aspekt: In bestimmten Thüringer Städten sei die Nazizeit überhaupt nicht aufgearbeitet, trauten sich Wissenschaftler nicht an das Thema. Dies liege daran, daß nach dem Anschluß von 1990 wieder bestimmte traditionelle Familien politisch-wirtschaftlich das Sagen hätten, die auch zur Nazizeit tonangebend gewesen seien. Diese Familien wollten auf keinen Fall, daß ihre Rolle im Nazi-Kapitalismus bekannt, näher beleuchtet werde.
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Adolf Hitler als Namensgeber von Straßen und Plätzen:https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hitler_als_Namensgeber_von_Stra%C3%9Fen_und_Pl%C3%A4tzen
Adolf-Hitler-Straßen in Thüringen(verschiedene Quellen):
Erfurt, heutige Bahnhofstraße
Köstritz
Ilmenau, heutige Straße des Friedens
Jena, Straßenzug Am Anger, Saalbahnhofstraße
Oldisleben, Adolf-Hitler-Straße…Die heutige Ernst-Thälmann-Straße war die Horst-Wessel-Straße, die Frankenhäuser Straße war die Hindenburgstraße.
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Oldisleben, Adolf-Hitler-Straße – im Hintergrund das Gebäude des Kindergartes erkennbar. Laut Zeitzeugen hatte jedes Dorf der Umgebung damals eine Adolf-Hitler-Straße, in Oldisleben kam noch eine Horst-Wessel-Straße hinzu, gab es auch eine Hindenburgstraße. Unter Hitler war jeden Sonnabend „Staatsjugendtag“, trafen sich Hitlerjugend und Bund deutscher Mädchen in der Schachtschule. „Fast alle Jugendlichen waren damals organisatorisch erfaßt, auch in den vielen Untergliederungen der Nazi-Partei, Nazi-Organisationen. BDM-Mädchen sind mit der Fahne vorneweg durch Oldisleben gezogen. Das Eigenartige ist – wir haben das alles damals nicht als Last empfunden, haben sogar das nazistische Arbeitsdienst-Jahr keineswegs mit Murren, sondern bereitwillig bis freudig absolviert. Manche jungen Frauen aus der Umgebung mußten zum Arbeitsdienst sogar nach Ostpreußen – und redeten nur begeistert über die dort verbrachte Zeit.
Bis zum Verbot der Kommunistischen Partei spielten auf dem Oldislebener Schulplatz die Rotfront-Kinder und die Hitlerjugend-Mitglieder getrennt. Auf den Sälen der Umgebung kam es noch zu Schlägereien zwischen Nazi-SA und Rotfront. In Artern drang ein SA-Sturmbannführer mit seinem Trupp in eine KP-Versammlung ein, schoß mit seiner Waffe mehrmals in die Decke zur Einschüchterung – und erklärte die Versammlung für aufgelöst.
„Manchmal zog die Kommunistische Jugend durch Oldisleben, auch durch die Adolf-Hitler-Straße, am Stürmerkasten vorbei und rief: Wer Hitler wählt, wählt den Krieg. Die Kommunisten, das waren in Oldisleben vor allem die Tagelöhner, die für die Gutsbesitzer die Arbeit machten. Aber so oft sind die Kommunisten hier nicht durch die Straßen gezogen – in Oldisleben hatte Adolf das Sagen. Es gab nicht wenige Lehrer, auch in Bad Frankenhausen, die in der NSDAP-Uniform Unterricht gaben.“
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Ein Zeitzeuge in Oldisleben:”Ich bin mit der Hakenkreuzfahne, dem Hakenkreuzwimpel durch Oldisleben gezogen und habe dabei gerne gesungen: Wir werden weitermarschieren, bis alles in Scherben fällt – denn heute gehört uns Deutschland, und morgen die ganze Welt. Diese Lieder haben mir gefallen, ich habe noch viele solcher Liedfetzen im Kopf.”
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Viele Zeitzeugen aus Oldisleben und Umgebung beschäftigt bis zu ihrem Tode die Frage, wie man auf die Naziideologie hereinfallen konnte, sich verführen ließ, mitmachte, den Wahnsinn nicht sofort durchschaute. Viele Parallelen tun sich zur heutigen Zeit auf, da die Propagandamethoden gleich bis sehr ähnlich sind, wiederum die gleichen wirtschaftlichen Interessengruppen ihre Marionetten, damals Hitler & Co. , vorschicken, um Aufrüstung, Kriege etc. rechtfertigen zu lassen. Viele Menschen scheinen heute ähnlich entpolitisiert wie unter Hitler.
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„Noch vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Reich wurde der KPD-Kreistagsabgeordnete Hermann Güntherodt aus Sachsenburg von Nazis ermordet. An ihn erinnert ein Denkmal und eine Siedlung, die seinen Namen trägt. An den KPD-Vorsitzenden des Ortes, der 1942 im KZ Buchenwald ums Leben kam, erinnert die Fritz-Hankel-Straße. Während des Zweiten Weltkrieges mussten etwa 800 Kriegsgefangene sowie Männer und Frauen aus zahlreichen besetzen Ländern in der Zuckerfabrik und auf den Landgütern Göhring und Schreiber Zwangsarbeit leisten.[7]“ Wikipedia
“Internationale Automobilausstellung in Berlin 1935: Der Protektor der Automobilindustrie”. Ausriß
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Auf Website-Anfrage übermittelte die Leitung des Archivs der Gedenkstätte Auschwitz im Oktober 2018 diese drei erhalten gebliebenen SS-Fotos.
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Hulda Wiesel aus Oldisleben – Hintergrund:
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Ausriß.https://www.lzt-thueringen.de/files/wangsarbeit_in_th_ringen.pdf
“Während des Zweiten Weltkrieges mussten etwa 800 Kriegsgefangene sowie Männer und Frauen aus zahlreichen besetzen Ländern in der Zuckerfabrik und auf den Landgütern Göhring und Schreiber Zwangsarbeit leisten.[7]” Wikipedia
Ausländische Zwangsarbeiter, die mit deutschen Frauen, darunter Ehefrauen schliefen, wurden, falls denunziert, auch in Thüringen erhängt, teils öffentlich.
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”Deutsche Peinlichkeiten. Zeitgeschichte. Die Wirtschaft war an den Verbrechen der NS-Zeit beteiligt, sie hat von ihnen profitiert. Doch die Unternehmen leugneten diese Schuld – noch Jahrzehnte nach dem Krieg.” DER SPIEGELhttp://www.spiegel.de/spiegel/deutsche-unternehmen-haben-vom-nationalsozialismus-profitiert-a-1144373.html
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Kurt Gleß heiratete 1938 dem Vernehmen nach ein Familienmitglied aus einer Arterner Musikschule, die bei der musikalischen Ausgestaltung von Aufmärschen und anderen Nazi-Veranstaltungen eine große lokale und regionale Rolle spielte. 1939 kam Gleß als Mitglied einer Wehrmachts-Panzerbesatzung im Aggressionskrieg gegen Polen um, hatte offenbar sogar einen Offiziersrang.
Ausriß.
Ausriß. Die Staatliche Hochschule für Musik in Weimar im Dienst der faschistischen Ideologie.
von Reinhard Schau“:http://www.boehlau-verlag.com/978-3-412-20556-0.html