Ausriß. „Geburtsdatum: 10.9. 1898 in Oldisleben. Todesdatum: 20.7. 1942. Sterbeort: Buchenwald“.
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Dr.Harry Stein, Experte der Gedenkstätte Buchenwald, teilt auf Anfrage mit:
Über Fritz Hankel gibt es einige Dokumente im Bestand Buchenwald des Suchdienstarchivs Bad Arolsen. Aus ihnen geht folgendes hervor:
Fritz Hankel, geb. 10.09.1898 in Oldisleben, wohnhaft dort, Hindenburgstraße 20, glaubenslos, verheiratet, 3 Kinder, von Beruf Schlosser, wurde am 13.12.1941 von der Gestapo Weimar verhaftet und am 20.12.1941 in das KZ Buchenwald gebracht. Haftgrund: „Verkehr mit Juden“. Fritz Hankel war 1932/33 Mitglied der KPD. Drei Ordnungs- und Vorstrafen, offensichtlich aus den Jahren der Weimarer Republik, wegen Holzdiebstahl, Beleidigung und Landfriedensbruch deuten auf seine soziale Lage und auf frühere Konflikte mit dem Staat. In Buchenwald wurde er zunächst als „Polizei-Häftling“ geführt, dann als politischer Häftling. Die Gestapo ließ ihn in die „K-Kompanie“ einweisen, ein spezielles Strafkommando für „Kriegsverbrecher“, das im Steinbruch arbeiten musste. Am 8. Mai 1942 brachte sie ihn aus Buchenwald in das Gerichtsgefängnis Bad Frankenhausen. Offensichtlich sollte dort ein Verfahren gegen ihn stattfinden. Was dort wirklich geschah, ist unklar, jedenfalls brachte ihn die Gestapo am 28. Mai 1942 nach Buchenwald zurück. Er kam erneut in den Steinbruch und wurde am 20. Juli 1942 in das Kommando 8 zum Aufbau des Gustloff-Werkes (neben dem Lager) versetzt, schwerste Erschließungsarbeiten in einem Waldgelände. Er starb am 20. Juli 1942, also noch am selben Tag, offiziell an „akuter Herzschwäche“, also an völliger Erschöpfung.
Mehr geben die Dokumente leider nicht her – es bleiben also eine Reihe von Fragen offen. Vielleicht noch soviel: Nach der Einführung des gelben Sterns im September 1941 lieferte die Gestapo jüdische Männer wegen geringster Verstöße gegen die Vorschriften (Besitz eines Fahrrades, „hat eine Gans gekauft“) in Buchenwald ein und brachte sie dort um. Die Geschichte von Fritz Hankel erscheint in diesem Kontext als Abschreckungsmaßnahme gegen diejenigen nichtjüdischen Deutschen, die noch Kontakte aufrecht erhielten. Es ist das Vorfeld der Deportation der Juden aus Mitteldeutschland in Vernichtungsstätten im besetzten Polen. Zitat Dr. Stein.
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In Oldisleben fehlen bisher Gedenkstein oder Gedenktafel, die über das schwere Schicksal von Fritz Hankel informieren. Bemerkenswert, daß die Informationen über Fritz Hankel sogar in der Ortschronik fehlen. Wer hat dafür gesorgt? Zu den offenen Fragen gehört, wer in Oldisleben Fritz Hankel denunziert hat, ob die Denunziation von den lokalen SA-NSDAP-Führungsleuten kam. Aus dem Archiv der Pfarre in Oldisleben dürfte hervorgehen, wie sich damals die Kirche, ihre Pfarrer und Mitglieder zu dem Fall verhielten, wer protestierte, wer schwieg. Als Hankel-Haftgrund wurde „Verkehr mit Juden“ genannt – auch Jesus war ein Jude. Die bisher vorliegenden Informationen über den Hankel-Fall geben einen Eindruck davon, was für ein soziokulturelles Klima zur Nazizeit in Oldisleben herrschte, wie die Menschen miteinander umgingen. Auch für Hulda Wiesel aus Oldisleben, die die Konzentrationslager Auschwitz, Ravensbrück und Bergen-Belsen überlebte, gibt es in Oldisleben weder Gedenkstein noch Gedenktafel.
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Auf Website-Anfrage übermittelte die Leitung des Archivs der Gedenkstätte Auschwitz im Oktober 2018 diese drei erhalten gebliebenen SS-Fotos.