Dienstag, 03. November 2020 von Klaus Hart
https://berlingeschichte.de/lesezei/blz01_01/text34.htm
Die Zerstörungspläne für die DDR-Wirtschaft, DDR-Natur, DDR-Landwirtschaft, für die gewachsenen soziokulturellen Strukturen Ostdeutschlands schon komplett und detailliert in der Schublade
…Das Buch stellt klar, daß die Bundesregierung im Herbst 1989 „nicht im geringsten von den ,Ereignissen‘ überrascht worden [ist], wie heute gemeinhin behauptet wird“ Es wirft zahlreiche Fragen auf, um die sich die bisherige Einigungsliteratur vorbeigemogelt hat: Wann und wie startete Bonn sein Destabilisierungs-und Übernahmeprogramm, waren Losungen der Montagsdemonstrationen wie „Wenn die DM nicht kommt, gehen wir zu ihr“ gesteuert, wie wurde der basisdemokratische Aufbruch (Runde Tische) ausmanövriert, welche Rolle spielten die „Berater“, die ab 20. März 1990 unter der de Maizière- Regierung das Zepter übernahmen, wie verfuhr man mit dem Ost-Entwurf eines Einigungsvertrages u. a. m. Antworten auf diese Fragen wird man erst nach Ablauf der 30jährigen Sperrfrist in den Bonner Archiven finden, dann nämlich, wenn „die Sieger der historisch-konkreten Forschung den Blick auf ihr eigenes archiviertes Herrschaftswissen über die Vernetzung von Planung, Entscheidungsfindung und Handeln bei der Einverleibung der DDR freigeben“. Wenn überhaupt, wird dies erst der übernächsten Historikergeneration möglich sein…http://www.zeitzeugen-oldisleben.de/2020/10/17/regime-change-in-der-ddr-und-die-rolle-westlicher-geheimdienste-deren-terroranschlaege-sabotageakte-destabilisierungsstrategien-die-550-seiten-studie-von-enrico-heitzer-nitroglyzerin-fuer-die-of/.
Was in den billigen Propagandafilmchen des zwangsfinanzierten MDR über den Osten systematisch verschwiegen wird. Liegts an den Aufpassern der Geheimdienste in den Redaktionen, fragen sich viele MDR-Konsumenten. Kein Tag ohne Stasi-Bezug im MDR-Programm – doch nie über Nazi-Kriegsverbrecher Reinhard Gehlen und den von ihm gegründeten, geführten BND, dessen wichtige Rolle bei der DDR-Destabilisierung.
-
Roth erläutert die Planungen, die die beiden wichtigsten westdeutschen Institutionen, die mit der Vorbereitung der Wiedervereinigung befasst waren und die direkt den jeweiligen Bundesregierungen zuarbeiteten – der »Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands« und die »Forschungsstelle für gesamtdeutsche wirtschaftliche und soziale Fragen« – von 1952 bis 1990 entwickelt haben.
Anhand des verfügbaren Aktenbestandes dieser Einrichtungen zeigt der Autor, dass die Vereinigung 1990 nach Vorgaben vollzogen ist, die bereits in den 1950er Jahren vor allem von Wissenschaftlern ausgearbeitet worden waren, die zuvor ihre planerischen Fähigkeiten in den Dienst des Nationalsozialismus gestellt hatten. Hochspannend und absolut empfehlenswert – uns ist kein vergleichbares Buch bekannt!
—
…Rückblickend muss man sagen: Der Ausverkauf war gewollt. Dem Wählerwillen entsprach die Abwicklung der DDR-Wirtschaft nicht. Faktisch lief die Deindustrialisierung des sogenannten Beitrittsgebietes auf eine Fortsetzung des Kalten Krieges mit ökonomischen Mitteln hinaus. Die rechtskonservative Regierung Helmut Kohl ergriff die einzigartige Chance, das jahrzehntelang bekämpfte System im östlichen Teil Deutschlands mit Stumpf und Stiel zu beseitigen. Warten wir ab, was Zeithistoriker in zehn Jahren zu dieser These sagen.Alternativlos war das Verfahren ganz sicher nicht.
„Sanieren vor Privatisieren“
Am 12. Januar 1990 machte die Oppositionsgruppe Demokratie Jetzt am Runden Tisch den Vorschlag, das DDR-Volkseigentum in die Hände der verfassungsmäßigen Eigentümer zu überführen – durch die Ausgabe von Anteilsscheinen. Eine Art Privatisierung in maximaler Breite, die den basisdemokratischen Schwung der Wende hätte aufnehmen können. Und eine unerträgliche Vorstellung für die westlichen Kontrollfreaks.
Die Idee wurde noch in den am 17. Mai verabschiedeten Staatsvertrag zur Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit aufgenommen. Als Möglichkeit. Doch das Treuhandgesetz – von der ersten frei gewählten Volkskammer am 17. Juni verabschiedet – verwarf diese Möglichkeit. Damals beobachteten PDS-Parlamentarier wie Christa Luft hinter den meisten Abgeordneten der Regierungsparteien mehrere Berater aus dem Westen, die den Betreuten dringend die Privatisierungsvariante empfahlen – unumgänglich im Interesse der Nation. Alternativlos…Berliner Zeitung 2020
(more…)