Zeitzeugen aus Oldisleben und Umgebung

Hulda Wiesel aus Oldisleben/Thüringen, Verfolgte des Naziregimes, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz, Ravensbrück und Bergen-Belsen sowie des „Arbeitserziehungslagers“ Breitenau. 1978 verstorben in Schweden. Wo wird in Oldisleben der KZ-Überlebenden Hulda Wiesel gedacht, wo befindet sich die Gedenktafel? Der Fall Emil Dietrich, der Fall Hildegard Wilkendorf. „Hitlers willige Vollstrecker“ in Oldisleben.

Freitag, 03. August 2018 von Klaus Hart

HuldaWieselAuschwitz1

Auf Website-Anfrage übermittelte die Leitung des Archivs der Gedenkstätte Auschwitz im Oktober 2018 diese drei erhalten gebliebenen SS-Fotos.http://www.zeitzeugen-oldisleben.de/2018/10/09/hulda-wiesel-auschwitzhaeftling-aus-oldislebenthueringen-in-ihrem-heimatort-existiert-aus-inzwischen-nachvollziehbaren-gruenden-keinerlei-gedenken-an-die-verfolgte-des-naziregimes-ueberlebende/

OldHaken

Zu den Gründen der Verhaftung von Hulda Wiesel war in Oldisleben zu vernehmen: „Vielleicht hatte sie ja die Fahne nicht rausgehängt“. (Heimtückegesetz)
HuldaWiesel1

 

Ausriß.(Gunnar Richter: Das Arbeitserziehungslager Breitenau) Ob die Schulen in und um Oldisleben in normalem, erforderlichem Umfange oder sogar sehr ausführlich auf die Biographie von Hulda Wiesel eingehen, ist nicht bekannt – und auch per Internetsuche nicht ersichtlich.https://kobra.bibliothek.uni-kassel.de/bitstream/urn:nbn:de:hebis:34-2011120539885/1/RichterArbeitserziehungslagerBreitenau.pdf

Dr. Gunnar Richter, Leiter der Gedenkstätte Breitenau, teilt auf Anfrage mit:

Hulda Wiesel: Sie war vom 20.11.41 bis zum 5.1.42 und vom 9.1.42 bis zum 9.2.42 in Breitenau inhaftiert. Sie wurde über die Gestapo Weimar eingewiesen. (Signatur: 7436)

 

Hulda Wiesel wurde am 27. April 1891 in Oldisleben geboren. Sie hatte nach dem Eintrag in ihrer Gefangenenakte sieben Brüder, deren Namen aber nicht aufgeführt sind. Von Beruf war sie Hausangestellte (Hauswirtschafterin).

 

Ähnlich, wie bei Erna K., geht auch bei ihr aus einem Schreiben der Gestapo Weimar hervor, dass sie vor der Einweisung in das Lager Breitenau bereits eine Haftstrafe verbüßt hatte. In dem Schreiben vom 18. November 1941 heißt es; Zitat:

„Die Wiesel hat bis zum 8.11.41 eine 2-jährige Gefängnisstrafe wegen illegaler Betätigung für die IBV und Vergehens gegen das Heimtückegesetz verbüßt. Sie ist heute noch Anhängerin der IBV. Ich habe gegen sie beim RSHA. Schutzhaft beantragt. Ich bitte, die W. vorübergehend in die dortige Anstalt als Schutzhaftgefangene aufzunehmen. Die Staatspolizeistelle Kassel hat von der Überführung der W. Kenntnis erhalten. In Vertretung: gez. Bluhm.“

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Pery Broad aus Rio de Janeiro – der SS-Brasilianer im KZ Auschwitz:http://www.hart-brasilientexte.de/2018/12/21/pery-broad-aus-rio-de-janeiro-der-ss-brasilianer-im-kz-auschwitz/

Aus einem Artikel der Frankenhäuser Zeitung vom 9. Januar 1940 geht Näheres über die Verhaftung von Hulda Wiesel, über „Hitlers willige Vollstrecker“ in Oldisleben hervor. Darin heißt es:

„In den ereignisreichen Tagen des Kriegsbeginns hatte die 49-jährige Ehefrau Hulda Wiesel aus Oldisleben sich zu mehreren auf der Straße beisammen stehenden Frauen gesellt und sich abfällig geäußert über die Einberufung der Ehemänner zum Wehrdienst. Da Frau Wiesel aus ihrer ‚geistigen‘ Gegnerschaft zum Dritten Reich keinen Hehl machte und auch andere zu ihrer Ansicht zu ‚bekehren‘ versucht hatte, war es nunmehr an der Zeit, sich näher mit ihr zu befassen. Sie wurde am 22. September vorigen Jahres in Untersuchungshaft genommen.“ (Wegweiser Thüringen, S. 172 f.) In dem Artikel muss offenbar auch erwähnt sein, dass sie zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, denn der Abschnitt mit dem Zeitungszitat beginnt in dem Heimatgeschichtlichen Wegweiser mit dem Satz: „Am 9. Januar 1940 berichtete die ‚Frankenhäuser Zeitung‘ von einem ‚besonderen Vorkommnis‘, vermutlich war die zu zwei Jahren Gefängnis verurteilte Frau ebenfalls eine Zeugin Jehovas.“

 

Am 20. November 1941 wurde Hulda Wiesel in das Arbeitserziehungslager Breitenau eingewiesen und von dort am 9. Februar 1942 in das KZ Ravensbrück deportiert (nachdem sie am 5. Januar 1942 bereits ein erstes Mal nach Ravensbrück deportiert worden war, aber bereits vier Tage später aufgrund einer Lagersperre zurückkam). Von Ravensbrück kam Hulda Wiesel am 26. März 1942 mit mehreren Zeuginnen Jehovas nach Auschwitz. Im Zuge der Evakuierung des Lagers Auschwitz, Anfang 1945, kam sie nach Bergen-Belsen, wo sie die Befreiung des Lagers überlebte. In Bergen-Belsen lebte sie noch im August 1945 im DP-Camp – dann verlieren sich ihre Spuren…“

 Aus dem Heimatgeschichtlichen Wegweiser geht übrigens hervor, dass auch ein Mann aus Oldisleben, der den Zeugen Jehovas angehörte, verfolgt wurde. Es heißt darin auf Seite 172:

„Widerstand aus dem Glauben leistete Emil Dietrich aus Oldisleben, der zur Gemeinde der Zeugen Jehovas gehörte. Nach Angaben aus dem Geschichtsarchiv der Zeugen Jehovas wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und anschließend in ein Konzentrationslager überstellt. Er überlebte und wurde 1950/1951 in der DDR erneut verfolgt.“

 Außerdem heißt es auf Seite 173:

„Die 21-jährige Hildegard Wilkendorf, von Beruf Stenotypistin, wurde wegen ‚staatsfeindlicher Äußerungen‘ und ‚Umgang mit Kriegsgefangenen‘ denunziert und im Oktober 1943 zu einer neunmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, die sie in Erfurt verbüßte.“

In diesem Kontext fällt auf, daß die veröffentlichte Ortschronik von Oldisleben viele große weiße Flecken aufweist. Angaben über das Schicksal von Hulda Wiesel, Hildegard Wilkendorf oder Emil Dietrich sucht man vergebens – sehr spärlich sind sogar die Informationen über Fritz Hankel. Man erfährt u.a. nicht einmal, wer Hulda Wiesel anzeigte, wer in Oldisleben wollte, daß sie in ein Konzentrationslager gebracht wird. Im Ort hieß es, der Chronik-Verfasser Alfred Odebrecht habe systematisch die Ortsgeschichte betreffende Dokumente an sich gebracht und niemandem Einblick gewährt. Daher stelle sich die Frage: Was sollte in wessen Interesse verschwiegen werden?

 

„Strafanstalt Leipzig-Kleinmeusdorf

Archivalnummer 0153
Datierung 1939 – 1941

Wiesel, Hulda; wegen Bibelforschertätigkeit“.

Heimtückegesetz:

https://de.wikipedia.org/wiki/Heimt%C3%BCckegesetz

https://de.wikipedia.org/wiki/DP-Camp_Belsen

http://studylibde.com/doc/8650429/das-arbeitserziehungslager-breitenau–1940-1945-

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  •  WIESEL, Hulda

    • Birth date: 27 Apr 1891
    • Birth place: Oldisleben
    • Source:  [Bergen-Belsen survivor list]
    • Collection:  [Holocaust Survivors and Victims Resource Center digital indices]

https://wc.rootsweb.ancestry.com/cgi-bin/igm.cgi?op=GET&db=charlett&id=I61

https://www.beliebte-vornamen.de/17902-hulda.htm

Von 1933 bis 1938 war Theodor Gustav Fritz Koszinowski in Oldisleben als evangelischer Pfarrer angestellt – laut Zeitzeugen gehörte er nicht nur zur NSDAP, sondern sogar zur SA. Die Predigten, Fotos von Koszinowski(in SA-Uniform vorm Altar) wurden immer noch nicht von der Kirche veröffentlicht. 

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Ausriß. „Die Mörder sind unter uns“. Hitlers willige Vollstrecker sogar in kleinsten Dörfern – bis heute von interessierter Seite gedeckt.

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Gestapo in Thüringen:https://www.lzt-thueringen.de/files/uellenbd_gestapo-2.pdf

Oldisleben – Nazizeit und Zwangsarbeiter:

http://www.zeitzeugen-oldisleben.de/2018/08/01/oldisleben-nazizeit-und-zwangsarbeiter-landwirt-kurt-t-in-der-adolf-hitler-strasse-34-laesst-einen-polnischen-zwangsarbeiter-mit-dem-rad-fuer-einkaeufe-nach-heldrungen-fahren-und-wird-prompt-ang/

Erinnerungskultur in Oldisleben-Sachsenburg – wo steht das bei Wikipedia genannte Denkmal für den Nazi-Gegner Hermann Güntherodt?

„Noch vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Reich wurde der KPD-Kreistagsabgeordnete Hermann Güntherodt aus Sachsenburg von Nazis ermordet. An ihn erinnert ein Denkmal und eine Siedlung, die seinen Namen trägt. An den KPD-Vorsitzenden des Ortes, der 1942 im KZ Buchenwald ums Leben kam, erinnert die Fritz-Hankel-Straße.“

:http://www.hart-brasilientexte.de/2017/10/07/afd-nrw-2017-die-hochbrisante-kleine-anfrage-zu-nazis-im-machtapparat-des-bundeslandes-nach-1945/

“Die Blutspur führt nach Bonn”. Warum die KZ-Gedenkstätte Buchenwald von den neuen Machthabern nach dem Anschluß von 1990 rasch “umgestaltet”, entschärft, “gesäubert” wurde…AfD-Brandner am 8.8. 2018 in Buchenwald:http://www.zeitzeugen-oldisleben.de/2018/08/09/die-blutspur-fuehrt-nach-bonn-warum-die-kz-gedenkstaette-buchenwald-von-den-neuen-machthabern-nach-dem-anschluss-von-1990-rasch-umgestaltet-entschaerft-wurde/

Fritz Hermann Hankel – Hitler-und Faschismusgegner in Oldisleben/Thüringen. Ermordet im Konzentrationslager Buchenwald 1942. Wer hat ihn denunziert, wer hat ihn verhaftet, wer in Oldisleben hat dagegen öffentlich protestiert? Wie positionierte sich die Kirche, was predigten Pfarrer in Oldisleben zum Fall Fritz Hermann Hankel?http://www.zeitzeugen-oldisleben.de/2018/08/15/fritz-hermann-hankel-hitler-und-faschismusgegner-in-oldislebenthueringen-ermordet-im-konzentrationslager-buchenwald-1942-wer-hat-ihn-denunziert-wer-hat-ihn-verhaftet-wer-in-oldisleben-hat-dageg/

Heimatforscher in höherem Alter weisen 2018 auf einen interessanten Aspekt: In bestimmten Thüringer Städten sei die Nazizeit überhaupt nicht aufgearbeitet, trauten sich Wissenschaftler nicht an das Thema. Dies liege daran, daß nach dem Anschluß von 1990 wieder bestimmte traditionelle Familien politisch-wirtschaftlich das Sagen hätten, die auch zur Nazizeit tonangebend gewesen seien. Diese Familien wollten auf keinen Fall, daß ihre Rolle im Nazi-Kapitalismus bekannt, näher beleuchtet werde. 

“Holocaust-Gedenkstunde im Landtag wird zur Anklage der Täter von einst – und der AfD”. Westdeutsche Thüringer Allgemeine, 26.1. 2019 – erwartungsgemäß fehlt das Wichtigste: Wie war das mit den vielen Nazi-Kriegsverbrechern, SS-Leuten, hochbelasteten Nazis in der West-CDU, der West-SPD, der West-FDP, in der BRD-Regierung – wie war das mit der Nazi-Biographie von Helmut Schmidt etc.? Als SPD und CDU/CSU massiv alte Nazis, Kriegsverbrecher in ihre Reihen holten – wurden diese Parteien deshalb vom Verfassungsschutz überwacht, beobachtet, waren sie zumindest ein Prüffall? Oder war der selber noch tiefbraun? Was CDU-Diezel in ihrer Landtagsrede unterschlug:http://www.zeitzeugen-oldisleben.de/2019/01/26/holocaust-gedenkstunde-im-landtag-wird-zur-anklage-der-taeter-von-einst-und-der-afd-westdeutsche-thueringer-allgemeine-26-1-2019-erwartungsgemaess-fehlt-das-wichtigste-wie-war-das/

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Ingrid Mansel, Bad Frankenhausen: Bodenreform unter sowjetischer Besatzung.

Donnerstag, 14. August 2008 von Klaus Hart

Während unter der Losung „Junkerland in Bauernhand” die „Demokratische Bodenreform 1945” in der Sowjetischen Besatzungszone und späteren Deutschen Demokratischen Republik (DDR) bis zur sog. Wende 1990 als „Jahrhundertreformwerk” auf dem Wege zum Sozialismus propagiert wurde, ist sie inzwischen zu einem enormen Streitobjekt zwischen ehemaligen Großgrundbesitzern, Bauern sowie jetzigen Inhabern bzw. Erben von Bodenreformland gegen die Bundesregierung angewachsen, das viele richterliche Instanzen bis zum Europäischen Gerichtshof beschäftigt.

Nazi-Offizier Helmut Schmidt und der Holocaust:http://www.hart-brasilientexte.de/2017/02/14/der-weg-in-den-holocaust-die-zeit-unterschlaegt-in-ihrer-publikation-von-2017-just-die-rolle-des-langjaehrigen-mitherausgebers-der-spd-ikone-helmut-schmidt-kein-einziges-kapitel-ist-schmidt-al/

 

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