„Die Liebe ist ein Verlierer der Einheit“
DDR-Sexpapst Prof. Dr. Kurt Starke: Darum funktionierte der Sex im Osten besser/FOCUS 2019
Er war der Sexpapst der DDR, ein Oswald Kolle des Ostens. Prof. Dr. Kurt Starke (80) erforschte das Sex-Leben im Arbeiter- und Bauernstaat – und ab 1990 im vereinten Deutschland. Dem KURIER schilderte er jetzt seine These: Die Liebe ist ein Verlierer der Einheit.
In der DDR sei man mit Sexualität und Kinderkriegen angstfrei umgegangen. Aber heute? „Ich stelle leider einen großen Wandel fest“, sagt Kurt Starke. Er leitete ab 1972 das Zentralinstitut für Jugendforschung in Leipzig.
Früher sei es im Osten ganz normal gewesen, dass junge Studentinnen selbstbewusst ihrer Lust nachgehen – und dabei auch schon mal ein ungeplantes, nichteheliches Kind in die Welt setzen. „Ein Baby war kein soziales Risiko“, so Starke. Zum Glück sei dafür gesorgt gewesen, dass Mütter mit Kind ihren Weg in den Beruf fanden.
„Wenn das Baby krank war, bekam eben die Oma im Betrieb frei, um sich zu kümmern.“ Bei so einer Absicherung könne jeder entspannt leben und lieben. Im Jahr 2019 stehen Fahrräder statt Kinderwagen vor Unis, Arbeitsstellen und Cafés. Die Idee, als frisch verliebtes Paar spontan zu heiraten und eine Familie zu gründen, ist aus der Mode gekommen.
Dass jemand schon mit 40 Jahren Oma wird, klingt heute abwegig. Prof. Starke: „Zwar sind Kinder in Deutschland ein hoher Wert, sie passen in der Praxis aber nicht in den Lebenslauf.“ Wer als Frau ein langes Studium wie Medizin auf sich nehme und danach erst mal jahrelang als Assistenzärztin in einer Klinik ausgebeutet werde, der könne – wenn überhaupt – erst spät ans Baby- und Familienglück denken.
Hier sieht Starke großen Verbesserungsbedarf. Verloren ging, so sagt er, aber nicht nur die Lebens- und Liebes-Leichtigkeit im Osten. Die Frauen-Emanzipation im vergleichsweise rückschrittlichen Westen sei auch auf der Strecke geblieben. „Es gibt dort immer noch viele Ehen, in denen die Berufstätigkeit der Frau mit der Hochzeit endet“, sagt Starke.
Der Ehemann mache Karriere, während sich die Frau um die Kinder kümmere. „Ist die Mutterrolle erfüllt, lässt der Macho die beruflich unselbstständige Frau für eine Jüngere sitzen.“ Leider werde diese Haltung von vielen Promis vorgelebt. In der DDR dagegen hätten Frauen – ob ledig, verheiratet oder geschieden – ihre berufliche Unabhängigkeit stets bewahrt. Zitat Focus
„Was geschah nach dem Einigungsvertrag? Ostdeutschland in der Analyse
Stets ein Medienthema: ein ernstes die politische Lage und die Lebensverhältnisse im Osten heute, ein heiteres die Erinnerungen an die DDR-Unterhaltungskunst, ein kurioses die zahllosen Eigentümlichkeiten im DDR-Alltag. Matthias Krauß hat sich mit allem, was Vergangenheit und Gegenwart auf DDR-Gebiet betrifft, gründlich befasst und versteht Nostalgie von Analyse zu trennen.
In Euphorie wegen der Wiedervereinigung mag er nicht ausbrechen. Nach dem Einigungsvertrag wurde der Osten zum Armenhaus Deutschlands, das bis heute alimentiert werden muss, das hoch verschuldet ist und selbst nach der Konjunktur der vergangenen zehn Jahre wenig mehr als die Hälfte dessen erwirtschaftet, was es verbraucht. In den zehn Jahren vor der Wende wurden in Ostdeutschland mehr als eine Million Kinder mehr geboren als in den zehn Jahren danach. Das und der Wegzug der Jugend versetzte der Sozialstruktur Ostdeutschlands Schläge, von denen sie sich bis heute nicht erholt hat. Der Nachteil des »Ossis« vererbt sich auf seine Kinder, sie haben erwiesenermaßen geringere Chancen im Berufsleben als Gleichaltrige aus den alten Bundesländern. Die ausgezahlte Durchschnittsrente liegt unterhalb der gültigen Armutsgrenze. Die bedeutenden Massenmedien reagieren auf all dies – wenn überhaupt – relativierend, abstrakt oder formelhaft. Zweifelhafte Umfragen, die suggestiv den Optimismus trimmen, tragen zur Verdrossenheit und einem sich weiter verbreitenden Gefühl der Ungleichheit, der Ungerechtigkeit bei, das sich auch im Hass auf Migranten entlädt.
Allgemein wird im Jubel- und Jubiläumsjahr 2019 an die Errungenschaften gedacht. Krauß fragt nach den Einbußen, die die DDR-Bürger hinnehmen mussten: bei Gleichstellung, Rechtsverhältnissen, auf Gebieten wie Gesundheit, Arbeit, Sozialverhalten, Bildung …
Matthias Krauß, geb. 1960 in Hennigsdorf (heute LK Oberhavel), volontierte bei der „Märkischen Volksstimme“ Potsdam, Studium der Journalistik 1982-1986 an der Leipziger Karl-Marx-Universität, während Studium zwei Auslandseinsätze Erdgastrasse, 1986-1989 Redakteur der „Märkischen Volksstimme“, Bereich Jugendpolitik, seit 1990 freier Journalist in Potsdam, v.a.im Bereich Landespolitik Brandenburg, Gründungsmitglied der Landespressekonferenz Brandenburg, schreibt für diverse Blätter, Agenturen. Buchpublikationen: „Der Wunderstaat – richtige Geschichten aus einem falschen Leben“, „Das Mädchen für alles – Angela Merkel, ein Annäherungsversuch“, „Völkermord statt Holocaust – Jude und Judenbild im Literaturunterricht der DDR“, „Die Partei hatte manchmal Recht – ein Rückblick der ungewohnten Art“, „Hoch über Sumpf und Sand – 20 Jahre Neu-Brandenburg“, „Die Kommission – Enquete in Brandenburg. Ein Zeitalter wird besichtigt“, „Wem nützt die ‚Aufarbeitung‘? – Die institutionalisierte Abrechnung“.“ ZITAT DNB
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“Glei ditscht se nei!”. Ausriß Eulenspiegel
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Verfassungsschutz und AfD, Bundestagsdebatte 2019. “Die AfD, das ist die Stimme Moskaus”. Konstantin Kuhle, FDP. “Sie stehen Wladimir Putin näher als dem Grundgesetz”. Bananenrepublik und Niveau des Umgangs mit der größten Oppositionspartei…”Moskaus deutsche Marionetten. Wie Putin die AfD für seine Zwecke benutzt”. Relotius-SPIEGEL, April 2019. “Mekka Deutschland. Die stille Islamisierung”. DER SPIEGEL 2007(!):http://www.hart-brasilientexte.de/2019/04/06/verfassungsschutz-und-afd-bundestagsdebatte/
Frankfurt/Main, aktuelles Postkarten-Angebot in Andenkenläden des Stadtzentrums. “Zonen-Gaby(17) im Glück(BRD). Meine erste Banane.”