+++ Aktualisierung +++
Nach neuesten Erkenntnissen handelt es sich um Sabotage. Zwei wichtige Kabel sollen „gezielt und mutwillig“ durchtrennt worden sein. Wir halten Sie auf dem Laufenden. Da es aber dennoch ständig Störungen gibt bei der Bahn und die meisten davon selbst verschuldet sind, habe ich den ursprünglichen Text nicht geändert. In Sicherheitskreisen hieß es laut „Spiegel Online“, „Unbekannte hätten bei Berlin-Karow eine für das Kommunikationsnetz entscheidende Datenleitung in einem Kabelschacht durchtrennt“. Auch bei Dortmund wurde dem Bericht zufolge „kurz vor dem Totalausfall ein ähnlicher Sabotageakt in einem Kabelschacht festgestellt, so ein Ermittler. Ob die beiden Taten in Zusammenhang stehen, werde derzeit noch geprüft“. „Für eine gezielte Sabotage-Aktion“, so an den Ermittlungen beteiligte Beamte laut dem Bericht des Spiegel, „brauche man Informationen über das Netzwerk der Bahn und wie man es lahmlegen kann“.
+++Ende Aktualisierung+++
Deutschland galt früher als Musterbeispiel für Zuverlässigkeit. Vor allem seine Technik. „Made in Germany“ war ein Qualitätssiegel. Deutsche Pünktlichkeit war weltweit bekannt. Erzählt man heute im Ausland Menschen von der Deutschen Bahn bzw. darüber, was aus ihr geworden ist, erntet man nur ungläubiges Kopfschütteln. Die Eisenbahnen in Russland oder in der Ukraine etwa sind ein leuchtendes Gegenbeispiel zur Deutschen Bahn, wenn es um Pünktlichkeit geht. Verspätungen sind dort die Ausnahme – während sie hierzulande inzwischen die Regel sind. Zugfahren ohne Pannen wirkt beinahe wie ein Ding der Unmöglichkeit. Und noch erstaunlicher als der beispiellose Abstieg der Deutschen Bahn ist die Selbstverständlichkeit, mit der die Deutschen diese hinnehmen. So als sei es ein Naturgesetz, dass Bahn nicht funktionieren kann.
Das einzige, was dafür zuverlässig klappt, ist das Terrorisieren von Menschen, die keine Maske anhaben. Während der Staatsbetrieb in Sachen Technik und Abläufen offenbar alle Beine baumeln lässt, setzt er auf das, was früher deutsche Sekundärtugenden hieß, wenn es jemand wagt, die Maske kurz abzunehmen. Selbst Starpianist Justus Frantz flog kürzlich aus dem ICE, weil er es wagte, im Speisewagen die Maske nicht sekundengenau dann wieder anzusetzen, wenn er seine Schlücke oder Bissen beendet hatte. Ich selbst erlebte Ähnliches, als ich allein in einem Abteil saß und aß – nur der Rausschmiss blieb mir erspart, weil ich einlenkte.
So gut die Bahn beim Durchsetzen der absurden und mittlerweile wohl europaweit recht einzigartigen Maskenpflicht ist, so schlecht ist sie beim Fahren. Wie jetzt der nächste Streich zeigt: „Eine technische Störung hatte den Bahnverkehr in Norddeutschland am Samstagvormittag komplett zum Erliegen gebracht. Betroffen waren alle ICE- sowie IC- und EC-Züge in Norddeutschland, aber auch Teile des Regionalverkehrs. Nun läuft der Verkehr wieder an“, berichtet die „Welt“. Also der Totalausfall in weiten Teilen des Netzes.
Die Bahn wäre nicht die Bahn, hätte sie nicht am Anfang offiziell getwittert, es handle sich um eine „Reparatur an der Strecke“. Lügen und Ausreden sowie das Nicht-Benennen von Problemen sind bei dem Staatsbetrieb genauso Alltag wie in der Politik, die ihn beaufsichtigt.
Etwas später hieß es dann ganz allgemein, es gebe eine „technische Störung an der Strecke“. Auch das war gelogen. Denn später stellte sich heraus: Grund für das Chaos war eine technische Störung des Zugfunks. Das zumindest gab die Bahn später selbst bekannt. „Was genau dazu führte, wird noch geprüft“, schreibt die „Welt“: Auf die „Frage nach einer möglicherweise gezielten Störung“ hieß es demnach „aus Sicherheitskreisen nur, die Untersuchungen liefen und die Ursache sei noch unbekannt“.
Am Samstagmittag war die Störung nach Unternehmensangaben behoben. Ob das stimmt oder genauso gelogen ist wie die „Reparatur“ als Ursache – nichts Genaues weiß man nicht bei der Bahn. Außer, dass sie rigide gegen Menschen ohne Maske vorgeht.
„Beeinträchtigungen im Laufe des Tages“ sind einem Bahnsprecher zufolge weiter möglich. „Unzählige Reisende waren zuvor an den Bahnhöfen gestrandet, weil der komplette Fernverkehr und teils auch der Regionalverkehr in weiten Teilen Norddeutschlands eingestellt waren“, wie die „Welt“ schreibt. Betroffen waren demnach Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Umleitungen
Die Bahn empfahl dem Bericht zufolge „Reisenden, die zwischen Berlin und Nordrhein-Westfalen sowie zwischen Berlin und Baden-Württemberg oder der Schweiz unterwegs waren, Verbindungen über Erfurt und Frankfurt/Main zu nutzen“.
Wenigstens braucht man keine Abenteuer-Reisen in weit entfernte Länder mehr zu buchen, wenn man etwas erleben möchte und ein wenig „Dritte-Welt-Gefühl“ haben möchte: Eine Fahrt mit der Deutschen Bahn ist dafür in der Regel ausreichend.
Verzeihen Sie mir meinen Galgenhumor – er ist nicht böse gemeint, und mein Mitgefühl gilt allen, die heute – und auch sonst – auf die Bahn angewiesen sind und unter den Ausfällen, Verspätungen und dem Terrorisieren mit den Masken leiden. Aber ohne den Galgenhumor wäre dieses Leben in meinen Augen noch unerträglicher.
Es ist phänomenal, wie unsere Politiker und Journalisten überzeugt sind, Deutschland könne das Weltklima steuern und retten, während unser winziges Land nicht einmal mehr in der Lage ist, einen halbwegs normalen Bahnverkehr aufrechtzuerhalten.
–
MANSFELD-SÜDHARZ – HALLE
Zugsusfälle: Landrat beschwert sich beim Bundesverkehrsminister/MDR
Stand: 21. Oktober 2022, 12:33 Uhr
Bahnreisende von Abellio im Süden von Sachsen-Anhalt haben diese Meldung zuletzt häufiger gelesen: Zug fällt aus. Jetzt wächst der politische Druck: Der Landrat von Mansfeld-Südharz hat einen offenen Brief an die Verkehrsminister verfasst. Darin fordert er, endlich Abhilfe zu schaffen. Unterdessen teilte Abellio mit: Kommendes Wochenende gibt es erneut massive Einschränkungen. Die Deutsche Bahn könne Stellwerke nicht besetzen.
- Der Landrat von Mansfeld-Südharz, André Schröder, hat die Verkehrsminister von Bund und Land in einem offenen Brief aufgefordert, endlich Maßnahmen gegen die vielen Zugausfälle zu ergreifen.
- Der Thüringer Landrat Matthias Jendricke will nun ebenfalls den politischen Druck erhöhen und ebenfalls die Verkehrsminister zum Handeln auffordern.
- Auch am bevorstehenden Wochenende werden wieder viele Züge auf der Strecke Halle-Sangerhausen ausfallen.
In dem offenen Brief fordert Schröder, die Gründe für die regelmäßigen Zugausfälle schnell zu beseitigen. „Das Vertrauen in einen funktionierenden und attraktiv gestalteten Schienenpersonennahverkehr wird in einer ganzen Region massiv erschüttert. Beide Trassen von Magdeburg nach Erfurt, sowie Halle und Kassel betreffen nicht nur Mittelstädte, sondern auch die Anbindung von Oberzentren und den Güterverkehr. Es handelt sich keineswegs um Nebenstrecken und der Personalmangel ist hausgemacht!“
Unterstützt wird Landrat Schröder von den Bundestagsabgeordneten Ingo Bodtke (FDP) und Katrin Budde (SPD), sowie den Landtagsabgeordneten der Region, Matthias Redlich (CDU), René Barthel (CDU), Wolfgang Aldag (Bündnis 90/Die Grünen) und Kathrin Tarricone (FDP).
Unmut auch in Thüringen
Auch in Thüringen ist die Unzufriedenheit über die zahlreichen Ausfälle groß. Nordhausens Landrat Matthias Jendricke (SPD) will sich ebenfalls an das Bundesverkehrsministerium und das Thüringer Infrastrukturministerium wenden, sagte er MDR THÜRINGEN. Nach seiner Einschätzung wird der Personalmangel bei der Bahn vor allem in den ländlichen Raum geschoben. Die Hauptstrecken scheinen davon in diesem Ausmaß nicht betroffen zu sein, so Jendricke.
Bahnreisende im Süden von Sachsen-Anhalt müssen sich unterdessen erneut auf massive Behinderungen einstellen. Der Bahnanbieter Abellio teilte am Donnerstag mit, dass von Freitagabend über das gesamte Wochenende zahlreiche Züge ausfallen. Grund sei, dass die Deutsche Bahn als Betreiber des Netzes erneut Stellwerke nicht besetzen könne.
Stichwort StellwerkAuf Stellwerken wird der Bahnverkehr gesteuert, ähnlich wie am Tower eines Flughafens der Flugverkehr. Die Beschäftigten auf Stellwerken sorgen etwa dafür, dass Signale und Weichen optimal gestellt und sich nicht mehrere Züge auf einem Streckenabschnitt aufhalten.
Ausfälle zwischen Halle und Sangerhausen
Nach Angaben von Abellio ist am kommenden Wochenende erneut die Bahnstrecke zwischen Halle und Sangerhausen betroffen. Der gesamte Streckenabschnitt könne wegen der Probleme zeitweise nicht befahren werden.
Was wann auf welcher Strecke ausfälltLaut Abellio können von Freitag, 21. Oktober, 17:30 Uhr, bis Samstag, 22. Oktober, 6 Uhr, keine Züge zwischen Halle und Sangerhausen fahren. Dasselbe gilt für Samstag, 22. Oktober, 17:30 Uhr, bis Sonntag, 23. Oktober, 6 Uhr. Betroffen sind Abellio zufolge die Linien RE 8 (Halle-Leinfelde), RE 9 (Halle-Kassel) und die S7 (Halle-Lutherstadt Eisleben).
Abellio kündigte an, einen Ersatzverkehr mit Bussen einzurichten. Dieser könne aber nicht im Takt der Züge verkehren. Es stünden nur wenige Busse zur Verfügung. Sie halten in Röblingen am See und Lutherstadt Eisleben. Zusätzlich seien Großraumtaxis unterwegs. MDR