Der Sehnsuchtsort für Lohnempfänger des Solargewerbes liegt im Industriepark zu Arnstadt nahe Erfurt. Wer in den Fabrikhallen von Werksleiter Peter von Wartenberg angestellt ist, im Kittel mit dem Aufdruck „Bosch Solar“ durch die Reinraumfertigung schreitet, Wafer schneidet oder Module fertigt, ist ein Glückpilz.
Für die 2200 Mitarbeiter gilt seit Monatsanfang ein Tarifvertrag. Das Einstiegsgehalt klettert von 1700 auf 2130 Euro. Es gibt mehr Urlaub, Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen, Regelungen zur Weiterbildung und Altersteilzeit. Kurz: all das, was bei deutschen Solarherstellern selten anzutreffen ist.
Typisch für die Branche ist ein Unternehmen wie Conergy. Hoch verschuldet, verlustreiches Geschäft, Gerüchte über Stellenstreichungen am größten Standort Frankfurt (Oder). Und: mickrige Bezahlung. Leiharbeiter, sagt Betriebsrat Harald Frick, verdienen rund 7,30 Euro pro Stunde.
Macht ohne Zuschläge knapp 1200 Euro brutto im Monat. Die Stammbelegschaft schuftet in der Produktion für rund 1800 Euro, Wochenend- und Nachtzuschläge kommen obenauf. Gearbeitet wird in Zwölf-Stunden-Schichten, vier Tage ranklotzen, vier Tage lang frei. „Wir hoffen, dass es hier im Werk überhaupt weitergeht“, sagt Frick. Tarifvertrag? Undenkbar derzeit.
Fotovoltaikhersteller gelten als Vorzeigeunternehmen mit blitzblanken Fabriken und vorzeigbaren Öko-Produkten. Sie sind Lieblinge lokaler Wirtschaftsförderer und der Politik. Doch die Mitarbeiter der Sonnenfirmen arbeiten oft im Schattenreich der Niedriglöhner.
In den Hightech-Fabriken gehen Menschen ihrem Tagwerk nach, die kaum mehr verdienen als Arbeitnehmer schlecht beleumundeter Dienstleistungsbranchen. Ihren Hang zur Weltverbesserung trägt die Branche wie ein Mantra vor sich her – und verschweigt dabei gern die Arbeitsbedingungen, die so schlecht zum Selbstbild passen.
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) erklärt sich für nicht zuständig, wenn es um Fragen von Arbeitsbedingungen und Entlohnung geht. Zum „Themenfeld Arbeitsbeziehung“ wolle man nicht Stellung nehmen. „Der BSW ist kein Arbeitgeberverband“, heißt es der Gruppierung, die sonst lustvoll für die Belange der Sonnenstromer kämpft. Das Thema ist der Branche unangenehm, wird sie doch mit Milliardenaufwand gefördert. So sieht es das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor. Die Einspeisevergütung garantiert jedem Besitzer einer Solaranlage über 20 Jahre einen Festpreis für den produzierten Ökostrom.
So entstehen enorme Kosten, die die Deutschen mit ihrer Stromrechnung begleichen . Allein die bis Ende 2010 installierten Module kosten die Verbraucher in den nächsten 20 Jahren mehr als 80 Milliarden Euro. „Bei vielen Solarherstellern herrscht ein Höchstmaß an Heuchelei“, sagt Detlef Wetzel. Der Vizechef der IG Metall kümmert sich im Vorstand um die Betriebe aus der Erneuerbare-Energien-Branche.
„Die Branche ist hoch subventioniert. Da ist es nicht akzeptabel, wenn gleichzeitig die Leute schlecht behandelt werden“, sagt er. Die Gewerkschaft spricht von Betrieben, wo Leiharbeiter mit 1000 Euro brutto im Monat abgespeist werden. In solche Betriebe will die IG Metall nun Tarifstandards tragen. Es ist eine äußerst mühselige Arbeit.
Nur wenige Anbieter mit anständigen Bedingungen
Bislang haben nur die Bosch-Solartochter und die Solarfabrik Freiburg Verträge mit der IG Metall geschlossen. Hinzu kommen vereinzelte Unternehmen, die sich in Betriebsvereinbarungen an den Gepflogenheiten der Metall- und Elektroindustrie orientieren. Schott Solar und Solarworld gelten ebenfalls als Arbeitgeber mit anständigen Bedingungen und Verdienstmöglichkeiten. Beide Firmen folgen den Tarifwerken, die die Chemiegewerkschaft IG BCE in ihrer Branche etabliert hat.
Doch das sind Ausnahmen. Die IG Metall hat eine Liste von rund 80 Branchenunternehmen mit 18.000 Beschäftigten, die sie nun beackern will. Es sind darunter jede Menge bekannter Namen: Conergy etwa, Aleo Solar, Q-Cells, Solon oder First Solar. Dort will man Mitbestimmung etablieren und die Belegschaft von der Mitgliedschaft in der Gewerkschaft überzeugen. Das Kalkül der IG Metall: Machtposition in der Belegschaft aufbauen und mit diesem Druckpotenzial die Firmen auf jenen Tarifvertrag verpflichten, der mit Bosch Solar geschlossen wurde. Der gilt jetzt als Referenz in der Branche.
Allerdings gibt es nach Schätzung der IG Metall nur in jeder dritten Firma überhaupt einen Betriebsrat. Und was viel schwerer wiegt: Derzeit tragen zahlreiche Solarunternehmen einen Überlebenskampf aus. Q-Cells, Conergy und Solon melden drastische Verluste und ringen mit hohen Schulden. Es sind asiatische Konkurrenten, die ihnen zusetzen.
In Fernost, vor allem China, sind mit staatlicher Unterstützung riesige Fabriken entstanden. Von dort werden die Solarzellen zu Tiefstpreisen nach Deutschland verkauft. Das EEG hat den hiesigen Markt zum größten der Welt gemacht, den Konzerne wie Yingli aus China gern beliefern. Dieser Konkurrenz sind viele heimische Unternehmen nicht gewachsen, was wiederum auf ein grundsätzliches Problem der Branche hindeutet.
So sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung gemessen am Umsatz äußerst gering. In einer Studie des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) wird von 2,5 Prozent gesprochen. Diese niedrige Zahl ist ein Indiz dafür, dass deutsche Hersteller asiatischen Herausforderern nicht mit besonders innovativen Produkten widerstehen können. „Viele Unternehmen sind schlecht geführt und versuchen über lange Arbeitszeiten und niedrige Löhne zu konkurrieren“, sagt IG-Metall-Vize Wetzel. Deutsche Solarunternehmen würden aber nicht dadurch wettbewerbsfähig, dass sie besonders billig seien.
„In dieser Branche stimmt einfach vieles nicht“, sagt der Gewerkschafter und fordert eine „Nationale Initiative Solarenergie“. Dort solle man sich über Strategien und Innovationen in der Branche miteinander verständigen. Wetzel wünscht sich zudem, dass Solarzellen aus europäischer Produktion privilegiert werden.
„Wer Produkte mit dem Siegel ‚made in Europe‘ installiert, sollte eine höhere Einspeisevergütung bekommen“, fordert er. Und um die Arbeitsbedingungen möge sich die Politik kümmern, Mindeststandards einfordern. „Die sozialen Verwerfungen werden dort nicht zur Kenntnis genommen.“
Mit Gewerkschaften nicht viel am Hut
In der jungen Ökobranche hat man mit Gewerkschaften nicht viel am Hut. Oft sind es beseelte Unternehmer mit Pioniergeist, die mit viel Einsatz Firmen gegründet haben. Ähnliches gab es zur Jahrtausendwende, als Internetunternehmen die New Economy zelebrierten. Diese Ära hat die Solarbranche überlebt, der Staat schuf mit dem EEG eine Existenzgrundlage. Doch nach diesem Fleischtopf greifen längst auch ausländische Konkurrenten.
Ein Unternehmer wie Hubert Aulich, Vorstand des Siliziumherstellers PV Crystolax aus Erfurt, mag da nicht groß über Flächentarifverträge nachdenken. Sein Unternehmen fertigt Silizium-Rohlinge und Wafer – jene Scheiben, aus denen die Solarzellen gefertigt werden. Die Preise sind im freien Fall, die für Wafer haben sich binnen weniger Monate fast halbiert. Aulichs Begeisterung für die Vorstellungen der IG Metall hält sich in Grenzen. „Wir haben ein Lohn- und Gehaltssystem aufgebaut, von dem wir meinen, dass es fair ist“, sagt er. Mit 7,50 Euro je Stunde fangen Mitarbeiter in der Produktion bei Aulich an.
Zu den Wahrheiten über die Solarbranche gehört auch, dass die Ansiedlungspolitik die Dumpinglöhne befördert hat. Mehr als die Hälfte der Zell- und Modulhersteller sitzen in ostdeutschen Flächenländern. Strukturschwache Städte wie Frankfurt (Oder) in Brandenburg oder Bitterfeld in Sachsen-Anhalt köderten Unternehmen wie Conergy und Q-Cells.
Das Lohnniveau ist ohnehin niedrig, viele Fördertöpfe tun sich für Unternehmer auf, die dort ein Werk errichten. Mittlerweile spricht man nicht nur bei der IG Metall von „verlängerten Werkbänken“, die so geschaffen wurden. Sprich: Betriebe, die nur dank üppiger Subventionierung und Niedriglöhnen bestehen können.
Das gilt eingeschränkt auch für Bosch Solar, jenes Unternehmen, das nun als Vorbild für die Branche gilt. 530 Millionen Euro hat das Unternehmen in Arnstadt investiert, nachdem es die frühere Ersol 2008 übernommen hatte. Das Land steuert Millionenbeträge als Beihilfe dazu. Wie viel, will Standortleiter Peter von Wartenberg nicht sagen.
„Aber ohne die Förderung wäre das Werk nicht in Thüringen entstanden“, sagt er. Und der Tarifvertragvertrag kam letztlich nur zustande, weil der Weltkonzern Bosch sich eine defizitäre Solartochter leisten kann. „Ohne Bosch wäre es nicht dazu gekommen“, sagt von Wartenberg. Aus eigener Kraft, ohne die starke Schulter des Industriegiganten, würde das Solarunternehmen gar nicht mehr existieren.
http://www.hart-brasilientexte.de/2016/04/21/enegiewende-bluff-2016-in-deutschland-die-tricks-in-thueringen-bi-thalebra/
http://www.hart-brasilientexte.de/2015/03/24/windiges-geld-ndr-tv-film-2015-mit-uralt-argumenten-der-windkraftgegner-zum-energiewende-bluff/#more-29860
„Wem gehört der Osten?“ http://www.zeitzeugen-oldisleben.de/2015/06/29/wem-gehoert-der-osten-mdr-fakt-bestaetigt-2015-uralt-kritik-an-der-feindlichen-uebernahme-der-ddr-wirtschaft-aus-den-jahren-nach-dem-anschluss-von-1990-damals-wurde-die-u-a-von-der-treuhand-for/
Fledermausnacht in Bad Frankenhausen – Thüringer Umweltministerium ermöglicht, daß unter Verletzung des Bundesnaturschutzgesetzes theoretisch streng geschützte Fledermäuse durch Windkraftwerke getötet, zerfetzt werden:
http://www.zeitzeugen-oldisleben.de/2016/08/12/fledermausnacht-2016-in-bad-frankenhausen-heimliche-nachbarn/
NABU-Vizepräsident Michael Succow, Träger des “Alternativen Nobelpreises, nennt Windkraftprojekt bei Heldrungen-Braunsroda „unverantwortlich“(2001)
„Standort völlig ungeeignet“
NABU-Vizepräsident Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreises, hat sich Mitte Oktober 2001 scharf gegen den geplanten Bau von Windkraftwerken bei Heldrungen gewandt. „Aus Kenntnis dieser Landschaft und seines Naturreichtums halte ich den vorgesehenen Standort für völlig ungeeignet. Dort Windkraftwerke errichten zu wollen, ist unverantwortlich, nicht verantwortbar“. In einem ökologisch sensiblen Raum, so Succow weiter, würden die Anlagen dann für mindestens zwanzig, dreißig Jahre schöne, historisch gewachsene Thüringer Kulturlandschaft negativ überprägen, ihr den lieblichen Charakter nehmen. Succow, Deutschlands international renommiertester Umweltexperte, zählte die Region des Kyffhäuserkreises zu den wichtigen Erholungsräumen im Zentrum Deutschlands – „auch deshalb widersprechen die Windkraft-Pläne sämtlichen Kriterien zukunftsfähiger Entwicklung. Denn durch die vorgesehenen Windanlagen erfolgt praktisch eine Industrialisierung der ganzen Landschaft, ohne jegliches menschliche Maß“. NABU-Vizepräsident Succow weist auf ein weiteres Absurdum:“Jener Strom, der bei Heldrungen-Braunsroda produziert werden soll, ist gar nicht notwendig – wir brauchen ihn nicht.“
Heute gehe es um Energiesparen, nicht um immer mehr Erzeugung. Der Experte unterstützte zudem die Position des NABU-Landesverbandes Thüringen, der bereits im September den geplanten Bau des Windparks bei Heldrungen „aus Sicht des Natur-und Landschaftsschutzes nicht vertretbar“ genannt hatte. In unmittelbarer Nähe gebe es mehrere Schutzgebiete von europäischer Bedeutung und eine fast intakte Landschaft mit uralten Heckenstrukturen, Brutgebiete seltener Vogelarten wie Steinkauz, Sperbergrasmücke und Raubwürger, für deren Erhalt alle Menschen eine hohe Verantwortung haben.
Seltene Arten geschädigt
Betroffen wäre laut NABU Thüringen auch ein bedeutender Vogelzugweg für Kraniche, Wildgänse, Störche und Greifvögel; von den gewaltigen Rotoren gehe eine weit in die Landschaft reichende Scheuchwirkung aus. Succow:“Ich trage alle diese Argumente durchweg mit.“ Er begrüßte zudem den Protest des Vereins Thüringer Ornithologen, der bereits im August in einer Presseerklärung detailliert zahlreiche Gründe, vor allem des Schutzes seltenster Arten, gegen das Windkraftprojekt aufgeführt hatte.
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Professor Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreises
Windkraftprogramm überspannt und unverantwortlich/NABU-Vizepräsident fordert Windkraftanlagen-freie Räume
Interview von Klaus Hart für die Berliner Umweltzeitschrift „Der Rabe Ralf“, 2001
Studien belegen, daß in den Windkraftwerken Kaliforniens und Gibraltars zahllose seltenste Großvögel wie Adler und Gänsegeier getötet werden. In Deutschland wurden unter anderem Schwarzstörche, Schwäne und Wildgänse unter den Rotortürmen gefunden, zerstörten Windkraftwerke ganze Rast-und Äsungsgebiete auch für Kraniche. Unglücke, Havarien häufen sich, auf Fehmarn wird eine Schweriner Fallschirmsportlerin durch Rotoren erschlagen. Dennoch behauptet die Windkraftindustrie wörtlich: “Windkraftanlagen – keine Gefahr für Mensch und Tier”. Klaus Hart sprach darüber mit Michael Succow, Professor für Biologie an der Universität Greifswald und Initiator des ostdeutschen Nationalparkprogramms. Succow, der auch NABU-Vizepräsident und Träger des Alternativen Nobelpreises ist, gab das Interview exklusiv für den RABEN RALF.
Herr Professor Succow, viele halten Windkraft für ökologisch – Sie auch?
Succow: Ich habe eine sehr kritische Position. Dieses überspannte Windkraftprogramm, das flächenhaft ganze Landschaften überzieht, halte ich für nicht mehr verantwortbar. Ich bin nicht prinzipiell gegen Windkraftanlagen – aber nur nach gründlicher Umweltverträglichkeitsprüfung auf ausgewiesenen Standorten. Ich bin für Konzentration auf bestimmte Flächen, insbesondere Industriegebiete, oder andere, die vom Umweltgesichtspunkt her sowieso nicht wertvoll sind. Aber in ökologisch wertvollen Räumen sind Windanlagen für mich ein Fluch. Da will ich ganz klar meiner Besorgnis Ausdruck geben.
Rabe Ralf: Umweltschützer kritisieren, daß Windkraft für Rüstungsfirmen, Atomkonzerne wie Siemens-KWU das große Geschäft ist.
Succow: Natürlich sehe ich als Hauptproblem, daß eben bestimmte Gruppen an den Windkraftanlagen wieder enorm verdienen. Und denken, man kann die überall hinsetzen – als unweltverträgliche Technologie. Doch Standorte müssen eben erst ganz gründlich ausgewiesen werden.
Rabe Ralf: In ganz Deutschland wollen hunderte Umwelt-Bürgerinitiativen verhindern, daß solche Industrieanlagen weiter Natur und Landschaft zerstören, Unruhe bringen. Muß man Windkraftwerke wirklich mitten in schöne Landstriche bauen?
Succow: Ich bin dafür, daß man große Räume freiläßt. Was wir in Zukunft brauchen, ist Stille und Ruhe – die Sehnsucht danach wird immer größer in diesem verrückten Mitteleuropa. Noch Flächen mit Stille und Ruhe zu haben, ist die größte Kostbarkeit. Deshalb sollte man Ruheräume in der Landschaft jetzt bewußt schaffen, unzerschnittene Gebiete und verkehrsberuhigte, und natürlich auch Windkraftanlagen-freie Räume.
Rabe Ralf: Doch auch im bislang artenreichsten, “ruhigsten” deutschen Bundesland, Mecklenburg-Vorpommern, fördert die SPD-PDS-Regierung den Bau von immer mehr Windkraftwerken. Ist man denn da auf dem richtigen Weg?
Succow: Es gibt bestimmte Planungen, die ganz gut sind, wo man Schwerpunkte setzte. Aber viele Anlagen, die in letzter Zeit gebaut worden sind, halte ich auch hier für die Landschaft, den Eindruck schwerwiegend schädigend.
Rabe Ralf: Marlies Preller, NABU-Projektleiterin für Rügen, kritisiert heftig die Errichtung von immer mehr Windkraftwerken auf der Insel. Vorhergesagtes Ergebnis – Kraniche und andere Vogelarten werden in ihren Lebens-und Rasträumen gravierend gestört, was sogar laut EU-Gesetz strikt verboten ist.
Succow: Die Zunahme der Windanlagen auf Rügen wäre nicht gut. Ich kenne die Insel Fehmarn – früher von Dörfern und Kirchtürmen geprägt, heute von Windkraftwerken. Passierte das auf Rügen, wurde ich es als eine Katastrophe ansehen.
Rabe Ralf: Kraniche, vielen so sympathisch, haben mit Windanlagen Probleme. Sehen Sie die auch?
Succow: Die Störung, Irritierung der Kraniche kann ich mir gut vorstellen – es ist ja ein Unruhefaktor, der durch die Windanlagen in die Landschaft kommt.
Rabe Ralf: In Westdeutschland ist die Großtrappe längst ausgerottet – bundesweit gibt es nur noch rund siebzig Tiere, fast alle in Brandenburg, der Rest in Sachsen-Anhalt. Jetzt will das Agrar-und Umweltministerium in Potsdam unter SPD-Minister Wolfgang Birthler ausgerechnet an den Fiener Bruch, ein wichtiges Trappen-Rückzugsgebiet, Windkraftwerke bauen. Eine intelligente Idee?
Succow: Schrecklich. Windkraftanlagen und Großtrappen – das geht nicht. Ich bin großgeworden in einer Trappenlandschaft, habe beim Schafehüten jeden Tag meine Großtrappen gesehen, sie gezählt, den Niedergang und Untergang der Population genau verfolgt. Deshalb ist mir klar, daß eine Großtrappe Windkraftanlagen nicht ertragen kann. Dieser Vogel ist ausgesprochen standortstabil, sehr sensibel, erträgt Veränderungen kaum. Ich bin überzeugt, daß er es praktisch nicht mehr schafft, sich Windkraftwerken anzupassen.Solche Anlagen sehe ich als eine der stärksten Beeinträchtigungen an. Bei dem Aufwand, den wir um die Erhaltung der letzten Großtrappen treiben, darf ein solches Projekt nicht sein.
Rabe Ralf: Nun wird vieles hierzulande als angeblich ökologisch verkauft.
Succow: Ich bin mit Deutschland ziemlich fertig, weil ich dies hier alles nicht mehr für zukunftsfähig halte, es immer kritischer sehe. Deshalb widme ich mich auch der Hilfe in Ländern, wo es noch Ethik gibt, Natur noch einen ganz anderen Stellenwert hat.
Interwiev: Klaus Hart für den Raben Ralf, Berlin (in Naturstrom Euphorie)
Tagesspiegel Berlin 1999, Ausriß: “Die Natur verlor bei der Wende”.
Ausriß.
Tagesspiegel 2001, Ausriß: ”Es zirpt und tschilpt nicht mehr”.
Im Interesse einer effizienteren Stadtnaturzerstörung wird 2013 direkt neben dem Fernsehturm ein früher sehr interessanter Biotop durch einen Betonbau ersetzt. Viele Berliner werden sich erinnern, daß sich dort vor 1990 Wildkaninchen, Wildenten, viele Singvögel sowie Nebelkrähen tummelten. Gleiches gilt u.a. für die Region am S-Bahnhof Friedrichstraße vor 1990.
Fakten-ferner Öko-Agitprop zugunsten Berlins in brasilianischen Medien: “Berlin hält eine Avantgarde-Position – und dies schließt auch den Respekt gegenüber der Umwelt ein.” O Globo, 2013, in großer PR-Reportage.
Ausriß, Berlin:”Seine Identität geht verloren. Dafür gibt es dann nur kalten Stahl und Beton…soziale Kälte…”
Tagesspiegel 1999: “Wo Militär übte, blühte die Natur”.